
Kronen Zeitung
FILMREIFES STRIPFING
„So geht man nicht mit Menschen um!“
Ausbleibende Gehälter, fragwürdige Verbindungen und ein abgetauchter Geldgeber. Nein, das ist kein fiktives Drehbuch aus Hollywood, sondern bittere Realität bei Zweitligist Stripfing. Der Fußballklub befindet sich nach den jüngsten Entwicklungen in Nöten. Die „Krone“ hat exklusive Infos über Klagen etc. und bringt Licht ins Dunkle.
Der Hinterhof einer Autobahnraststätte in Guntramsdorf. Vier Männer sitzen bei Kaffee am Tisch, sprechen über Finanzielles, fragwürdige Verbindungen und mächtige Strippenzieher.
Nein, das ist nicht die erste Einstellung eines klischeebeladenen Mafiastreifens. Sondern die Szenerie eines Treffens der „Krone“ mit den „Ehemaligen“ des Nachwuchszentrums Stripfing/Wr. Neustadt: Geschäftsführer David Habib, Sportchef Stephan Marasek, Sportkoordinator Georg Saurer und Torwarttrainer Robert Neumann. Aber keine Sorge: Die Vorwürfe gegenüber ihrer alten Wirkungsstätte und deren Funktionären sind auf jeden Fall filmreif. Die „Causa Stripfing“ im Detail:
Keine Gehälter. Saurer und Marasek – und jetzt auch Neumann – reichten unter anderem deshalb Klage ein. „Durch meine Krankheit bin ich zu 70 Prozent Invalide. Das heißt, wenn man um die Förderung ansucht, ist mein Lohn komplett abgedeckt“, so Saurer.
Betonung auf „wenn man das tut“. „Nach sechs Monaten muss man den Antrag erneut stellen. Ich bekam einen Anruf vom Verein, dass ich die Belege dazu liefern soll. Antrag wurde nie einer gestellt, und gehört habe ich danach auch nie wieder was“, zeigte sich Saurer auch Monate später noch fassungslos – weil auch der Lohn ausblieb. „So geht man einfach nicht mit Menschen um“, ist Marasek enttäuscht. Der nach eigenen Angaben auf das Weihnachtsgeld 2024 und fehlende Gehälter von Jänner bis März 2025 wartet.
Gönner Erich Kirisits. „Wir haben das letzte Mal im Dezember 2023 von ihm gehört“, so Saurer und Marasek. Trotz mehrmaliger Anrufe, Nachrichten – mit bitten und betteln. Die letzte Zahlung von Vize-Präsident Kirisits an den Klub soll es im Juni gegeben haben. Gegen den Geldgeber wurde ein Konkursverfahren eingeleitet, zudem meldete mit „WienerWald“ eines seiner Unternehmen Insolvenz an. Er war – und ist – nie erreichbar. Generell herrscht eine besondere Form der „Kommunikation“ bei den Marchfeldern
Mietkosten & Co. Stripfing hat bekanntlich keine zweitligataugliche Spielstätte. Nach einem Intermezzo in der Generali-Arena in der vergangenen Saison kickt man jetzt in Floridsdorf beim FAC. Kosten pro Heimspiel? Rund 10.000 Euro! Die stellte man für die Freitags-Partie gegen Klagenfurt (0:1) auf. Die Frage wird sein, wie lange noch.
Finanzielle Situation. Laut „Krone“-Infos soll der Verein nur noch ein verhältnismäßig niedriges Restvermögen haben. Wohl eine gewisse Summe jenes Betrages, der vom Ex-Kooperationspartner Austria Wien für die Auflösung des Vertrags – plus die Bezahlung der violetten Nachwuchstalente – geflossen ist.
Verein und Bundesliga. Auch nach zahlreichen Anfragen möchte sich Stripfing nicht zur Thematik äußern. „Kein Kommentar.“ Laut „Krone“-Infos schaltete sich nun auch die Bundesliga (Senat 5) ein. Der Verein sollte darlegen, wie man die laufende Spielzeit ausfinanzieren möchte. Eine Absichtserklärung von einer Kirisits nahen Gesellschaft sollte Abhilfe schaffen – allerdings soll die Unterschrift des Wirtschaftsprüfers gefehlt haben. Sportchef Alex Grünwald kann einem leidtun. Er ist nur Passagier, der aber die Fußball-Geschicke lenken soll. Aufgrund der Rahmenbedingungen wohl eine Fahrt ins Verderben.
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